„Durch Antifeminismus entstehen enorme Kosten.“
Vor allem bei den Themen Gewalt, Sucht und Straßenverkehr dominieren Männer die negativen Statistiken. Der Ökonom Boris von Heesen hat versucht, den “hohen Preis des Patriarchats” zu beziffern: Nach seiner auf abgesicherten Daten beruhenden Schätzung kostet schädliches männliches Verhalten die Gesellschaft jedes Jahr mindestens 63,5 Milliarden Euro. Noch gar nicht einbezogen sind dabei schwer erfassbare Nebenwirkungen wie die Folgen antifeministischer Ressentiments oder Handlungen.
Im Interview mit Thomas Gesterkamp erklärt Von Heesen was er detaillierter in seinem Buch "Was Männer kosten" darlegt: Er zeigt, woher die Kosten kommen, die der Staat jedes Jahr aufgrund von ungesundem männlichen Verhalten aufbringen muss. Dabei unterscheidet der Ökonom zwischen direkten und indirekten Kosten und führt dafür Beispiele an.
Von Heesen fehlt das öffentliche Bewusstsein für die Problematik. Das Veröffentlichen von Statistiken und Daten könnte dem entgegenwirken, ebenso wie mehr Beratungsangebote für Männer.
Boris von Heesen, geboren 1969, ist Wirtschaftswissenschaftler mit ersten beruflichen Stationen bei der Diakonie in Bayern und der Drogenhilfe in Frankfurt am Main. Derzeit ist er geschäftsführender Vorstand eines Jugendhilfeträgers in Darmstadt, nebenberuflich engagiert er sich dort in einer Männerberatungsstelle.
Das Buch
Was Männer kosten. Der hohe Preis des Patriarchats. Heyne Verlag, München 2022. 304 Seiten, 18 Euro.
Das Interview bietet einen niedrigschwelligen Einstieg in das Thema Männlichkeiten und Patriarchat. Durch die sehr alltagsbezogenen Beispiele, werden Fakten zur Argumentation und Aufklärung bereitgestellt. Der Onlineartikel behandelt das Thema Antifeminismus indirekt, indem es Lücken aufzeigt und in einen größeren gesamtgesellschaftlichen Kontext stellt. Für Personen, die Antifeminismus nicht kennen, eignet er sich als guter Einstieg, um einen ersten Bezug herzustellen.