„Schützt unsere Frauen“
Der Artikel zeigt, wie die extreme Rechte Frauenrechte instrumentalisiert, um sowohl rassistische als auch antifeministische Politiken zu legitimieren. Er führt in spezifische Narrative ein, die an der Schnittstelle von Rechtsextremismus und Antifeminismus liegen. Es geht etwa um die angebliche Schuld des Feminismus am Rückgang der Geburtenrate und an der Zerstörung der Familie, die wiederum im sogenannten "Volkstod" münden würden. Das Familienbild, mit dem sie diese vermeintliche Bedrohung bekämpfen wollen, ist weiß-deutsch, kinderreich und heterosexuell.
Die zweite Hauptbedrohung stellen aus Sicht der extremen Rechten die Gruppe der als „fremd“ markierten Männer dar: also migrantische, migrantisierte (werden migrantisch "gemacht") und/oder geflüchtete Männer of Color. Dadurch sollen Ängste geschürt werden, um rassistische Politiken wie etwa Aufnahmestopps für Geflüchtete oder Abschiebungen zu rechtfertigen. Was nicht beachtet wird: Gewalt gegen Frauen, trans*, inter* oder nicht-binäre Menschen (TIN*) durch deutsche Täter oder Gewalt gegen rassifizierte Frauen. So wird erkennbar, dass es ihnen nie um tatsächlichen Schutz vor Gewalt geht, sondern immer nur um rechte Hetze und Politik.
Enrico Glaser arbeitet bei der Fachstelle Gender, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus der Amadeu Antonio Stiftung.
TIN* steht für trans*, inter* und nicht-binäre Personen, also für Personen, die ihre Geschlechtsidentität außerhalb der Binarität von Mann und Frau verorten. TIN*-Personen sind in besonderem Maße von patriarchaler Gewalt betroffen. Das Unterstützungsnetzwerk für TIN*-Personen, die Gewalt erfahren haben, ist absolut unzureichend.
Begriffe wie Migrantisierung oder Rassifizierung deuten auf eine aktive Zuschreibung hin. So werden zum Beispiel Menschen mit migrantischen Wurzeln, die einen deutschen Pass haben, sich deutsch identifizieren, aber nicht weiß aussehen, aktiv migrantisiert und dadurch als "anders" oder "ausländisch" markiert.
Zur Vertiefung eignet sich die Publikation "(R)echte Männer und Frauen. Analysen zu Geschlecht und Rechtsextremismus" (2024) der Amadeu Antonio Stiftung.