Familienpopulismus und Antifeminismus als Kitt zwischen extremer Rechter und "Mitte der Gesellschaft"
Juliane Lang analysiert die Rolle von Familienpopulismus und Antifeminismus als Strategien rechter Akteure. Sie nutzen bestimmte Kampfbegriffe. Diese Begriffe knüpfen an Debatten der sogenannten gesellschaftlichen Mitte an. Dadurch werden sie salonfähig.
Lang geht dabei auf einzelne Begriffe wie "Genderismus" und "Frühsexualisierung" ein. Sie beleuchtet, in welchem Kontext sie entstanden und wie sie sich erfolgreich etablierten. Eins fällt dabei auf: Viele Begriffe werden auch außerhalb der extremen Rechten verwendet. Insbesondere geschlechter- und familienpolitische Themen haben eine Scharnierfunktion zwischen unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft.
Außerdem wird der Familismus der rechten Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) untersucht. Der Partei geht es weniger um familien- und kinderfreundliche Lebensbedingungen für alle in Deutschland. Vielmehr geht es um eine Form der "Bevölkerungspolitik", die alle Lebensformen außer der heteronormativen Kleinfamilie explizit ausschließt.
Die Auswirkungen dieser Strategien sind, dass rechte Akteure die Deutungshoheit über bestimmte Begriffe gewinnen. Sie machen sich so die weit verbreitete Unkenntnis zu tatsächlichen genderpolitischen Vorhaben zu Nutze. Dabei entsteht eine breite Allianz an antifeministischen Akteur*innen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.
Der Text entstand als Veranstaltungsdokumentation für den Kongress "Respekt statt Ressentiment. Strategien gegen Homo- und Transphobie" vom Juni 2015. Er wurde gemeinsam vom LSVD⁺ – Verband Queere Vielfalt e.V. und der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin veranstaltet. Weitere Informationen zum Kongress und den einzelnen Programmpunkten finden sich hier.
Mehr zum Thema Familismus hier.
Der Text verdeutlich, dass Angriffe gegen Feminismus und Gender bereits seit Mitte der 2000er Jahre Kernthemen der extremen Rechten sind. Die erfolgreiche Bespielung der Themen führt zur rechten Deutungshoheit. Der Text bietet deswegen einen guten Einstieg in rechte Strategien im deutschen Kontext.
Im Text wird analysiert, dass die AfD explizit völkische Argumentationen vermeide. Seit 2015 wurde hier ein Wandel herbeigeführt, in dem die Grenzen des Sagbaren immer weiter verschoben wurden, sodass diese Aussage so nicht mehr zutrifft. Weitere Informationen zu völkischem Nationalismus und der AfD finden sich hier.