Mein Jahr unter Sprachrettern - Der Verein Deutsche Sprache und sein Umfeld
Im November 2023 fand ein geheimes Treffen rechter Netzwerke in Potsdam statt. Ausgehend davon fanden viele bundesweite Demos gegen Rechts statt. Auch Silke Schröder nahm teil. Sie war Vorstandsmitglied des Vereins Deutscher Sprache (VDS). Rainer Link recherchiert in dieser Reportage zum Verein und seiner politischen Verortung.
Schröders Teilnahme war der Auslöser für eine Debatte innerhalb des VDS. Sie bot auch außerhalb des Vereins Anlass dazu, über die Positionierung des VDS im aktuellen politischen Klima nachzudenken. So wurde in der Diskussion eine mangelnde Abgrenzung gegenüber rechts kritisiert, während der VDS seine Überparteilichkeit betont.
Überschneidungen mit rechten Positionen finden sich im VDS insbesondere beim Kampf gegen geschlechtergerechte Sprache und Anglizismen. So wird erstere verspottet als „Sprachpanescherei" oder „Gender-Gaga", während letztere schon in der Gründungszeit des VDS 1997 abgelehnt wurden. In der Reportage zeichnet Link anhand von verschiedenen Akteur*innen und Veranstaltungen der „Anti-Gender"-Bewegung die Überschneidungen von VDS und rechten Kräften. Dazu trifft er sich mit Mitgliedern des VDS, darunter die Vorstandsmitglieder Walter Krämer, Oliver Baer und der AfD-Politiker Krzysztof Walczak. Außerdem besucht er Kampagnen „gegen Gendern" in Niedersachsen und Hamburg.
Auch auf den historischen Kontext wird in der Folge eingegangen: Im Gespräch mit dem Germanisten Karl-Heinz Göttert werden die Ursprünge der Idee der Verteidigung der deutschen Sprache beleuchtet. Welche Verbindungen zum Nationalismus zeichnen sich ab? Außerdem wird kurz die Entwicklung der geschlechtergerechter Sprache in Deutschland thematisiert, wobei vor allem auf die Unterschiede zwischen BRD und DDR hingewiesen wird.
Am Ende der Folge steht nicht mehr die Frage, ob der Verein Deutscher Sprache sich ausreichend von rechts distanziert oder nicht, sondern wem seine Positionierung und Argumentation eigentlich nutzt und Sprechpositionen verschafft.
In der Folge werden viele Ausschnitte aus Gesprächen mit unterschiedlichen Akteur*innen des Verein Deutsche Sprache verwendet. Teilweise erhalten diese nur eine einmalige Einführung, sodass es sich anbietet, sich im Kontext der Folge auch mit den interviewten Personen vertraut zu machen, um einen besseren Überblick zu behalten.
Die Folge dreht sich um die Positionen des VDS und seine Akteur*innen und bietet somit keine inhaltliche Einführung in die Thematik der geschlechtergerechten Sprache oder in die Debatten hierum. Außerdem kommen fast ausschließlich Gegner*innen von geschlechterinklusiven Sprachmodellen als Mitglieder im VDS direkt zu Wort. Im Podcast werden auch Aussagen von Akteur*innen reproduziert, die rechte Narrative aufgreifen und queerfeindlich sind. Bei der Einordnung der Aussagen in der Folge kommt der Aspekt der Queerfeindlichkeit zu kurz.
- Im “Queer-Papier: Bewusst respektvoll kommunizieren“ des LSVD⁺ – Verband Queere Vielfalt (2023) findet sich eine nierdrigschwellige Einführung zu geschlechterinklusiver Sprache, die sich an Fachkräfte und Multiplikator*innen richtet.
- Zur weiteren Vertiefung eignet sich die "Rechtliche Einschätzung staatlicher 'Genderverbote'" der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (Frühjahr 2024).
