Geschlechtervorstellungen der "Neuen Rechten" und ihr Antifeminismus
Czymmek beginnt mit der Konzeption der "Neuen Rechten" von Geschlecht, Männlichkeit und Weiblichkeit. Er stellt heraus, dass die "Neuen Rechten" eine Krise der Männlichkeit feststellen. Als Auslöser für diese Krise benennen sie insbesondere "den" Feminismus. In dieser Krise entsprächen Männer nicht mehr dem starken, gewaltvollen Bild von "soldatischer Männlichkeit", sondern würden sich dem Bild der "fürsorglichen Weiblichkeit" annähern. Frauen stehen hier für die sorgende Rolle innerhalb der heteronormativen Familie.
Antifeminismus kommt hierbei die Schlüsselfunktion als ideologische Klammer zu: Sie eint Konservative, christliche Rechte und extreme Rechte. Sie stellen sich gemeinsam gegen das Feinbild "Feminismus", angebliche "Gender-Programme" und vermeintliche Sprechverbote.
Daran anschließend stellt Czymmek das Bündnis "Demo für Alle" vor. Sie entstand 2014 als Reaktion auf einen Bildungsplan in Baden-Württemberg, der die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Unterricht berücksichtigte. Die Teilnehmenden der Demo vertreten meist ein heteronormatives Weltbild und deuten geschlechter- und queersensible Aufklärung als "Umerziehung" und "Verwirrung" der Kinder. Die Bestrebungen zu mehr sexueller und geschlechtlicher Vielfalt und Gleichheit aller Menschen werden an einen "Untergang Westens" geknüpft.
Der Beitrag basiert auf einem Vortrag von dem Sozialwissenschaftler Quint Czymmek bei der 1. Regionalkonferenz "Gegensteuern– Rechtspopulismus und Gleichstellungs-Gegner*innen die Stirn bieten" im Oktober 2018 Leipzig. Im Rahmen des deutschlandweiten Projekts vom LSVD⁺(Verband Queere Vielfalt e.V.) "Miteinander stärken. Rechtspopulismus entgegenwirken", wurden zunächst Ende 2017/Anfang 2018 vier Vernetzungstreffen in Leipzig, Mannheim, Dortmund und Magdeburg organisiert. Anschließend fanden später Regionalkonferenzen in Leipzig, München, Düsseldorf und Magdeburg statt.
Der LSVD⁺ schreibt zum Projekt: "[Das Projekt] richtete sich an Aktivist*innen, Fachkräfte und Bündnispartner*innen. Auf Workshops und Konferenzen wurde über Merkmale des Rechtspopulismus aufgeklärt, die menschen-feindlichen Parolen analysiert, gute Gegenargumente diskutiert und effektive Gegenmaßnahmen erarbeitet." Auf den Treffen und Konferenzen wurden Hauptaussagen über Merkmale, Argumente und Strategien gegen Rechtspopulismus gesammelt. Daraus entstanden grafische Broschüren.
Im Beitrag wird "Neue Rechte" mit Anführungszeichen versehen, da "der Begriff 'Neue Rechte' schon seit nunmehr 50 Jahren in Gebrauch ist und das Denken dieser vermeintlich neuen Rechten nicht besonders neu, sondern in der faschistischen Theorie-Tradition der sogenannten 'Konservativen Revolution' der 1920er und 1930er Jahre steht".
Der Feminismus wird im Beitrag als zentrales Feindbild der "Neuen Rechten" vorgestellt und die Mechanismen dahinter erklärt. Dabei kommt neben der Aufdeckung des Verschwörungsmythos "Feminismus" die Klarstellung zu kurz, dass es "den Feminismus" nicht gibt. Unterschiedliche feministische Strömungen haben verschiedene Schwerpunkte und Ausrichtungen, die sich teilweise widersprechen.