Studie

Die geforderte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21

Alle zwei Jahre führt die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Studie zu rechtsextremen und demokratiegefährdenden Einstellungen in Deutschland durch. Die Ausgabe 2020/21 trägt die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von Dezember 2020 bis Frühjahr 2021 zusammen. Dabei kommt raus, dass die Mitte noch nie so gefordert war wie heute. Sie zeigt das Potenzial, Haltung zu zeigen und die Demokratie zu stärken und somit dem erstarkenden Rechtsextremismus Einhalt zu gebieten. Doch was bedroht die Demokratie genau?

Dazu gehen die Autor*innen der Studie Prof. Dr. Andreas Zick und Prof. Dr. Beate Küpper zunächst auf die Pandemie und ihren Einfluss auf die gesellschaftliche Mitte ein. Danach widmen sich die folgenden Kapitel je einem bestimmten Themenkomplex: Neben Antigenderismus geht es auch um antidemokratische und populistische Einstellungen, Rechtsextremismus in der Mitte, menschenfeindliche Orte, Medien, Vereinssport, Rassismus, Alltagsrassismus, Herabwürdigungen und Respekt gegenüber Gruppen, Wahlmisstrauen, rechtsextreme Widerstandspostulate und völkisch-autoritäre Rebellion, Klima und Verschwörungserzählungen. Alle Kapitel erklären das jeweilige Phänomen, kontextualisieren es im Hinblick auf die Studie und geben ein Fazit bzw einen Ausblick. Danach folgt ein Kapitel, in dem es um die Kompetenz der Mentalisierung und der Vermittlungsfähigkeit geht. Das letzte Kapitel der Publikation widmet sich neun Appellen zur politischen Bildung, in dem Handlungsstrategien skizziert werden. 

Kapitel 8.1 Antigenderismus: Ideologie einer »natürlichen Ordnung« oder Verfolgungswahn? von Nico Mokros, Maike Rump und Beate Küpper schaut sich die Verbreitung von Antigenderismus auf Einstellungsebene in Deutschland an. Vorab gibt es einen erweiterten Blick auf die Entwicklung von Geschlechterverhältnissen, auf dem das Verständnis des Phänomens aufgebaut wird. Es wird herausgearbeitet, welche Themen (z. B. Globalisierung) bestimmte Abwertungsdimensionen auslösen, sich somit eng verzahnen und schlussendlich auch demokratiegefährdend sein können. Zudem werden Zusammenhänge mit bestimmten demografischen Merkmalen deutlich.


Inhaltsverzeichnes des Kapitels 8.1

  • Einleitung
  • »Gender Trouble« in der Mitte
  • Gender als erweitertes Konfliktfeld
  • Erfassung und Verbreitung von Antigenderismus in der Mitte-Studie 2020/21
  • Zusammenhänge mit Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus
  • Zusammenhänge mit Verschwörungsglauben, Rechtspopulismus und Gewalt
  • Fazit und Ausblick

Zur gesamten Mitte-Studie 20/21 (PDF)

Bemerkungen

Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2021. 375 S., Broschur, 16,00 €, ISBN 978-3-8012-0624-6. Für die kostenlose Printausgabe wenden Sie sich an forum.rex@fes.de.

Didaktische Hinweise

Der Begriff "Antigenderismus" taucht synonym zu "Anti-Gender-Mobilisierungen" o. Ä. auf. Er wird historisch als moderne Art des Antifeminismus gesehen, bei dem vor allem eine Ablehnung der unterschiedlichen Interpretationen des Begriffs "Gender" und dazugehörige Assoziationen verstanden wird. Der Begriff steht aufgrund des antifeministischen Kampfbegriffes "Genderismus" jedoch auch unter Kritik, da er den Kampfbegriff reproduziert.

In der vorherigen Studie 2019 wurden (anhand anderer Aussagen im Fragebogen) im Rahmen neurechter Mentalitäten auch antifeministische Einstellungen erhoben (S. 253). Zur Kontextualisierung und zum umfassenden Verständnis von Antigenderismus sind auch alle anderen Kapitel in der Mitte-Studie hilfreich.

Die Ergebnisse der Mitte-Studien und die Ergebnisse der Leipziger Autoritarismus-Studien sind die bisher einzigen groß angelegten empirischen, repräsentativen Daten, die Antifeminismus/Antigenderismus in Deutschland erfassen. Die Zahlen und Fakten sind für alle Kontexte zur Erklärung des Phänomenbereichs von hoher Relevanz und können auch vereinfacht genutzt werden, z. B. in Tabellenform, durch Zahlen oder Diagramme. Eine prägnante Kurzübersicht der Ergebnisse der Mitte-Studie 20/21 zu Antigenderismus finden Sie u. a. hier. Die Mitte-Studie richtet sich jedoch eher an eine akademisierte Zielgruppe wie Forschende, Politiker*innen, Referierende usw.

Schaubilder, Ergebniszusammenfassungen u. v. m. der Mitte-Studie 20/21 sind hier zu finden.

Presseecho/Rezensionen

Ein Presseclipping zur allgemeinen Medienberichterstattung finden Sie hier (ohne Antifeminismus/-Genderismus-Fokus).

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