Antifeminismus und Geschlechterdemokratie
Autor*innen: Fiona Kalkstein, Gert Pickel, Johanna Niendorf, Charlotte Höcker & Oliver Decker
Jeder dritte Mann und jede fünfte Frau hat in Deutschland ein geschlossen antifeministisches oder sexistisches Weltbild. Im Mittel stimmen ein Viertel aller Befragten antifeministischen Aussagen zu. 27 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich Frauen, „die mit ihren Forderungen zu weit gehen, sich nicht wundern müssen, wenn sie wieder in ihre Schranken gewiesen werden.“. Vor allem die Aussage „Schilderungen zu sexualisierter Gewalt seien häufig übertrieben“ findet hohe Zustimmung. Eine gestiegene Zustimmung erfährt auch die antifeministische Erzählung, das „durch Feminismus die gesellschaftliche Harmonie und Ordnung gestört“ wird. Damit ist dieses Narrativ gleichzeitig anschlussfähig an autoritäre Dynamiken, die ebenfalls gestiegen sind.
Auch sexistische Einstellungen sind wieder auf dem Vormarsch. Während sie zwischen 2006 und 2020 rückläufig waren, finden sich nun wieder stärkere Zustimmung zu sexistischen Aussagen. Jede*r fünfte Befragte*r meint, dass sich „Frauen wieder mehr auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter besinnen sollten“ und die Aussage, dass „Frauen sich in der Politik häufig lächerlich machen“ ist um acht Prozent auf 23 Prozent gestiegen. Vor allem die Befürwortung klassischer Familienkonstellationen, in welcher die Frau auf ihre Rolle als Mutter und Ehefrau reduziert wird, hat wieder zugenommen.
Hohe Zustimmungswerte lassen sich zum erstmalig abgefragten „gewaltbezogenen Männlichkeitsideal“ finden sowie eine Veränderung in Gewaltbereitschaft sowie –Akzeptanz. Mehr als die Hälfte der Befragten sind der Auffassung, dass der „Mann immer noch die Verantwortung als Ernährer seiner Familie“ tragen sollte (Ost: 63,7 Prozent/ West: 47,0 Prozent). Mehr als 33 Prozent finden, dass „Männer einen rationaleren Blick auf Dinge haben als Frauen“, 21 Prozent stimmen zu „ein Mann sollte bereit sein, sich gegen Beleidigungen mit Gewalt zu wehren“ und fast 35 Prozent befürworten Gewalt, um „Frau und Kinder zu verteidigen“.
Kapitel 8 der Leipziger Autoritarismus-Studie von 2022 beinhaltet folgende Themen:
- Einleitung – Antifeminismus als Element rechtsautoritärer Dynamik
- Theoretisches und Konzeptionelles zu Antifeminismus, Sexismus und Misogynie
- Hegemoniale Männlichkeit
- Antifeminismus als rechtsextremes und religiös-dogmatisches Kampffeld
- Antifeminismus (und Sexismus) im Kontext von Vorurteilen
- Antifeminismus: autoritär, männlichkeitsbezogen und religiös?
- Antifeminismus als ideologische Säule der extremen Rechten
- Fazit: Antifeminismus als antimoderne Brückenideologie und politische Restauration
Einen guten Überblick über weitere Ergebnisse der Studie finden Sie auch im Artikel von Judith Rahner .
Download der Gesamtstudie LAS 2022 Gesamtstudie LAS 2022 als Printbuch
Buchreihe: Forschung Psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
402 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm, Erschienen im November 2022
ISBN-13: 978-3-8379-3175-4, Bestell-Nr.: 3175, DOI: https://doi.org/10.30820/9783837979190
Der Publikationsauszug eignet sich für ein Fachpublikum, speziell im Wissenschaftsbereich. Die faktenbasierten Kernergebnisse bzw. Zahlen sind als empirische Daten unerlässlich, um Antifeminismus überzeugend als demokratische Gefahr herauszuarbeiten.