Was hat Antifeminismus mit Rechter Ideologie zu tun? | Y-Kollektiv - Y-Kollektiv
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Eva Müller geht in dieser Reportage der Frage nach, wieso Frauen gegen Feminismus sind. Sie spricht mit drei Frauen, die viel in den sozialen Medien unterwegs sind, zwei davon sind selbst Influencer*innen. Jasmin ist Christin. Sie begründet Zweigeschlechtlichkeit als gottgewollt und argumentiert biologistisch. Auch Pia, Pastorin und Mitglied einer Freikirche, beruft sich auf eine biologistische Definition.
Müller unterfüttert ihre Aussagen teils mit (statistischen) Quellen und Zitaten bzw. mit Einordnungen von Expert*innen zum Thema. Zudem werden Ausschnitte von Beiträgen zum Thema Geschlechter-/Rollen auf Instagram und Tiktok gezeigt.
Die Reportage eignet sich nicht für die erste oder oberflächliche Auseinandersetzung mit Antifeminismus. Neben der breiten (Meinungs-)Kritik (siehe Presseecho/Rezension) ist aus queerfeministischer und fachlicher Perspektive einiges aufzuarbeiten:
- Antifeminismus wird anfangs zwar von Müller definiert, dies allerdings zu knapp und schwammig. Eine genaue Definition gibt es u. a. hier oder hier.
- Zudem wird den Aussagen der Protagonistinnen viel Raum gegeben, während im Gegensatz dazu vielfaltsförderliche Inhalte zu wenig Platz bekommen. Auch die gezeigten Expert*innen zum Thema Antifeminismus kommen nur knapp zu Wort.
- Der Titel des Videos wird dem Inhalt nicht gerecht. Wie Antifeminismus und rechte Ideologien zusammenhängen, wird im Video nicht herausgearbeitet. Es wird zurecht von medialen Stimmen kritisiert, dass entgegen des Titels zwei der drei dargestellten Frauen eher dem konservativ-religiösem Spektrum zuzuordnen sind. Dass Antifeminismus oft als Brückenideologie fungiert, insbesondere ins rechte Spektrum, und religiöser Fundamentalismus in antifeministischen Bewegungen weltweit eine große Rolle spielt, ist in Fachkreisen bekannt. Allerdings wird diese Brückenfunktion in der Reportage nicht benannt.
- Bei Min. 06:21 sagt Jasmin "Der Mann kann keine Kinder gebären". Allerdings können Menschen mit gebärfähigem Uterus jeglichen Geschlechts Kinder gebären.
- Bei Min. 7:35 gibt Müller die Inhaltsbeschreibung des Buches von Jasmin wieder, in der es um "Jesus und Gender" und eine sogenannte "Genderideologie" geht. Was steckt hinter der antifeministischen Behauptung der "Genderideologie? Fakten und Aufklärung dazu gibt es im Online-Tool "Antifeministische Behauptungen erkennen und widerlegen".
- Bei Min. 12:09 debattieren Eva und Marksaline über den Gender Pay Gap. Hier sollte zwischen unbereinigtem und bereinigtem Gender Pay Gap unterschieden werden, der dennoch analytische Leerstellen ausweist.
- Bei Min. 13:40 beschreibt Marksaline, den Hass im Netz, den sie für ihren Content zu Geschlechterthemen bekommt. In der Reportage fehlt die Ergänzung, dass auch viele profeministische Akteur*innen für ihre feministischen Haltungen Hass, insbesondere digital, erfahren.
- U. a. bei Min. 23:00 spricht Pia über einen wahrgenommen Hype ums Queersein bei Jugendlichen. Dieser angebliche Hype ist ein queerfeindlicher Mythos bzw. Narrativ, welches in der Reportage nicht ausreichend eingeordnet wird. Mehr Aufklärung zu diesem Thema gibt es u. a. hier.
- Mehr zur Meldestelle Antifeminismus gibt es unter: https://antifeminismus-melden.de/.
- Mehr zum Thema Antifeminismus auf Onlineplattformen wie Instagram und Tik Tok gibt es hier.
Die Reportage ist auch unter dem Titel "Frauen gegen Frauenrechte – Das Phänomen Antifeminismus" in der ARD-Mediathek vom 24.07.23 verfügbar. Das Y-Kollektiv besteht aus jungen Journalist*innen und richtet sich mit den Inhalten ebenso an eine jüngere Zielgruppe. Das Y-Kollektiv agiert im Auftrag von Radio Bremen für die ARD.
- FAQ von Y-Kollektiv und Eva Müller vom 01.09.23 "Antifeminismus Film: Reporterin Eva reagiert auf eure Kritik | Y-Kollektiv" (Hinweis: Davor gab es bereits ein anderes eigenes Reactionvideo, welches entfernt wurde)
- Andere Reaktionen u. a. in Form von Youtube-Reactionvideos von Genug Internet für heute "'Wer nicht feministisch ist, ist RECHTS!'" vom 08.08.23
- Lisa Kräher veröffentlicht am 31.08.23 auf übermedien.de einen Beitrag "'Y-Kollektiv' Beten wir für eine bessere Doku über Antifeminismus", der die Repotage aus medienkritischer Perspektive analysiert.