Antifeminismus – Plädoyer für eine analytische Schärfe
Das Impulspapier beschäftigt sich aus wissenschaftlicher, aktivistischer und bildungspolitischer Perspektive mit dem Begriff Antifeminismus. Häufig werden Antifeminismus, (Hetero-)Sexismus und Misogynie/Frauenhass (oder auch weitere Phänomene) synonym zueinander verwendet. Auch wenn die dahinter stehenden Themen und Aktivitäten überlappen oder sich sogar gegenseitig bedingen, kann jedoch deren Gleichsetzung und/oder unklare Definitionen dazu führen, dass Antifeminismus als eigenständige Ideologie verkannt wird. Deshalb werden alle Begriffe im Text noch einmal ausführlich erklärt.
Das Autor*innenkollektiv zieht eine Parallele zur Debatte um Rechtsextremismus und nutzte dabei das Eisberg-Modell "Phänomenbereich rechts außen" der Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Zur Veranschaulichung nutzen die Autor*innen diese Baummetapher:
- Wurzeln/Nährboden: Glaube an natürliche Ungleichheit oder Ordnung
- Stamm: Patriarchale Geschlechterordnung
- Äste: (Hetero-)Sexismus, Familismus, Queerfeindlichkeit, Allmachtsvorstellungen, die Ablehnung von reproduktiver/sexueller/geschlechtlicher Selbstbestimmung
- Zweige: z. B. Kampf gegen geschlechtergerechte Sprache, Proteste gegen Bildungspläne
- Krone: Ideologie Antifeminismus als Gesamtsystem
Die Autor*innen verwenden Beispiele aus dem Alltag, um antifeministische Angriffe deutlicher zu machen.
Antifeminismus ist mehr als Ablehnung von Gleichstellung: Es handelt sich um eine eigenständige Ideologie mit klaren politischen Zielsetzungen. In dieser Trennschärfe sehen die Autor*innen eine Chance: "Eine begriffliche Differenzierung kann den Auf- und Ausbau von Bildungs- und Beratungsangeboten unterstützen und fördern."
Das Autor*innenkollektiv besteht aus dem Netzwerk feministische Perspektiven & Interventionen gegen die (extreme) Rechte (femPI) und dem Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus. Sie arbeiten feministisch zu Antifeminismus, (extremer) Rechter und deren Verschränkungen – in Forschung, Bildung, Beratung und Aktivismus.
Das Impulspapier ist auch als PDF verfügbar.
Da es kaum geeignete Darstellungen zum Thema gibt, eignet sich die Baum-Darstellung für ein breites Publikum als Einstieg zur Visualisierung der komplexen Ideologie "Antifeminismus".
Das Impulspapier ermöglicht die Abgrenzung von Antifeminismus zu Sexismus und Misogynie und erklärt die Begriffe im Einzelnen. Dennoch eignet sich der Text bzw. der Zweck des Impulspapiers eher für eine Fachdebatte.
Das Impulspapier wird bundesweit als fundierte, praktisch relevante Arbeit anerkannt und in fachpolitischen, pädagogischen und zivilgesellschaftlichen Kontexten rezipiert, z. B. in einer Schriftenreihe des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft oder auf der Website der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof).
Es dient als Basis für Unterrichtseinheiten, Fortbildungen und pädagogische Konzepte, insbesondere zur Verortung und Prävention von antifeministischen Einstellungen und Narrativen.
Die Forderung nach analytischer Schärfe bei der Begriffsnutzung wurde in vielen Kontexten aufgegriffen und unterstützt gezielte Interventionsstrategien.