Vortrag. Netzwerkkonferenz Haltung zeigen - Heinrich-Böll-Stiftung

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Veranstaltungsmitschnitt

Feminismus in Krisenzeiten – was heißt Solidarität?

Zunächst spricht Prof. Dr. Ilse Lenz, Soziologin über die Notwendigkeit, feministische Öffentlichkeiten wieder aufzubauen. Sie betont die Wichtigkeit der Intersektionalität und stellt unterschiedliche feministische Strömungen vor, auch welche Verbindungen zu anderen Bewegungen es gibt. Welche Probleme stellen sich demnach der breiten feministischen Öffentlichkeit? Für einen handlungsfähigen Feminismus braucht es laut Lenz deshalb intersektionale Analysen, Reflexions- und Kommunikationsfähigkeit, und strategische Debatten. Am Ende führt Lenz noch aus, wie Solidarität auf unterschiedliche Weise aussehen kann und wieso es "dritte Räume" zur Begegnung braucht. 

Prof. Dr. Ilse Lenz (00:23:13)

Dann spricht Peggy Piesche (bpb) zum Thema. Im Folgenden ein Abstrakt zum Vortrag:

Es lässt sich nur schwer ignorieren: es kriselt in der feministischen Vielfältigkeit. Wenn wir nach (neuen) Wegen solidarischer Zukunftsausrichtungen eines einschließenden Feminismus suchen und ein Wir möglichst breit und mitnehmend gestalten wollen, müssen wir uns Zeit nehmen für eine Bestandsaufnahme der verschiedenen Feminismen und ihrer jeweiligen Herrschaftsverstrickung. Diese Reflexion kann nur konstruktiv und gelingend sein, wenn sie intersektional vorgeht. D.h. wir müssen beginnen die machtvollen Distinktionen auszusprechen um Alternativen auf der Grundlage dieser Realitätsanerkennung entwickeln zu können. Das Ende des weißen Feminismus, wie wir ihn kennen, kündigt sich schon seit geraumer Zeit an. Gemeint ist ein Feminismus westlicher Couleur, der sich von Beginn an weißen Männern orientiert und sich vor allem als eine intellektuelle – und damit bürgerliche – Bewegung verstanden wissen will. Das Bürgerliche, mit seiner Betonung auf ökonomischer und sozialer Partizipation, ist der schlechteste Garant für grundlegende Veränderung. Die Rassismuskritik Schwarzer feministischer und PoC-feministischer Kollektive ist dagegen intersektional angelegt und verbindet die Kämpfe gegen Armut, Sexualisierung, Gewalt und Gefängnisse mit denen für reproduktive Gerechtigkeit, bessere Arbeitsbedingungen und das Recht auf Mobilität. Antworten auf die globalen Ungleichheitsverhältnisse sind nur so möglich. Vor diesem Hintergrund haben die verschiedenen Feminismen von heute unterschiedliche Ausgangsorte und damit auch unterschiedliche Wege und Aufgaben. Der Beitrag wird sich den Fragen widmen, wie die Räume für Solidarisierungen verschiedener Feminismen aussehen können und wie wir Solidarität für die Zukunft (neu) definieren.

Peggy Piesche (00:23:45)

In einer anschließenden Diskussion tauschen sich die beiden Vortragenden über ihre Inhalte aus und widmen sich Fragen aus dem Publikum. Weiter werden die Konzepte des Universalismus und des "Dritten Raumes" nochmal weiter erläutert. 

Diskussionsteil (00:16:23)

Bemerkungen

Die Vorträge und Diskussion sind Teil der Netzwerk-Tagung „Haltung zeigen“, die am 21. und 22. November 2019 am factory Campus in Düsseldorf stattfand. Die Tagung bot gleichstellungspolitischen und feministischen Akteur*innen und Multiplikator*innen die Möglichkeit, einen Einblick in den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zu Antifeminismus zu bekommen. Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Tagung gibt es hier.

Didaktische Hinweise

Die Videos setzen etwas Grundkenntnisse in der Materie voraus, wodurch Barrieren zur Verständlichkeit entstehen. Die Vorträge nehmen außerdem ein binäres Geschlechtersystem, eingeteilt in Mann und Frau, als gegeben an, ohne es in Frage zu stellen. Das sollte eingeordnet werden.

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