Incel-Community: Wie weit der Hass gegen Frauen geht
"Incel" – ein Begriff, der sich aus den englischen Begriffen „involuntary" und "celibate" zusammensetzt. Es ist eine Selbstbezeichnung für unfreiwillig zölibatäre, also enthaltsame, Männer. In einschlägigen Internetforen bilden sie Gruppen und tauschen offen ihren Frust und ihre Gewaltfantasien aus.
In diesem Beitrag gehen Merle Hömberg und Lina Beling der Frage nach, welche Mechanismen hinter dem Hass der Incels stecken. Außerdem: Welche Gegenstrategien gibt es?
Dazu sprechen sie unter anderem mit dem Sozialpsychologen Rolf Pohl, der jahrelang zu Incels geforscht hat. Er analysiert die Feindbild-Konstruktionen der Incels, die ihren Hass vor allem auf Frauen richten. Frauen, aber auch andere Menschengruppen sind aus ihrer Sicht "schuldig" an ihrem Zustand. Sie sehen sich selbst als minderwertig und nicht dem "männlichen Idealbild" entsprechend. Das wird vor allem an körperlichen Merkmalen festgemacht. Das gekränkte Selbstbewusstsein und der Frust werden oft in Gewalt übersetzt. Die Soziologin Veronika Kracher erklärt: Das Internet wirkt hier als Brandbeschleuniger für antifeministische Straftaten. In den vergangenen Jahren gab es mehrere Attentate mit Incel-Bezügen. Damit bleibt das Phänomen nicht nur im digitalen Raum.
Was also tun? Es zeigt sich, dass überholte Männlichkeitsbilder und der hieraus entstehende Druck auf junge Männer zentrale Gründe für eine Radikalisierung sind. Frühzeitige feministische Bildung ist eine zentrale Gegenstrategie. Im Beitrag wird die Organisation "Pinkstinks" vorgestellt, die zum Beispiel Aufklärungsarbeit für Geschlechtergerechtigkeit in Kitas, Schulen und auf digitalen Plattformen wie YouTube leistet.
Der Beitrag ist Teil der Sendung "Zeitfragen"von Deutschlandfunk Kultur. Hier wird über wichtige Debatten und Erkenntnisse aus Politik, Umwelt, Wirtschaft, Geschichte, Wissenschaft und Forschung gesprochen.
- Bereits zu Beginn der Folge werden Einträge aus Incel-Foren vorgelesen. Im weiteren Verlauf werden tödliche Attentate, (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen sowie Suizid direkt thematisiert.
- Die intersektionale Verschränkung von Diskriminierungsmustern zeigt sich oft in der Incel-Community. Dieser Punkt kommt im Beitrag zu kurz. Mehr Infos zum Thema Intersektionalität im Kontext Antifeminismus gibt es hier.
- Der Beitrag nutzt eine binäre Geschlechterordnung.
- Weitere Informationen zu Incels, der multidimensionalen digitalen Gewalt und möglichen Gegenstrategien für Betroffene bietet HateAid.