Der „Große Austausch“ und Antifeminismus bei den Neuen Rechten
Im Artikel ordnet Neslihan Kirdas die verschwörungstheoretische Erzählung des "Großen Austausch" ein. Sie verbindet rassistische, antisemitische und antifeministische Elemente. Neben den historischen Ursprüngen der einzelnen Erzählstrategien werden auch aktuelle Vertreter*innen der Erzählung in Deutschland aufgeschlüsselt.
Besondere Aufmerksamkeit widmet der Artikel der Rolle, die Frauen innerhalb dieser Erzählung bekommen. Einerseits werden Frauen im Kontext von Familismus auf die Mutterrolle reduziert. Andererseits wird ihnen auf Grundlage einer biologistischen Argumentation eine Teilschuld als Verursacherinnen des „Großen Austauschs“ auferlegt. Angeblich, weil sie durch ihr Wahlverhalten migrationsfreundliche Politiken begünstigen. Paradoxerweise werden Frauen als Opfer konzipiert, die als erste unter den Folgen des „Großen Austauschs" leiden. Dieser Diskurs wird genutzt, um den Forderungen der Erzählung einen feministischen Anstrich zu verleihen. Es wird behauptet, dass die Erzählung sich für die Rechte und den Schutz von Frauen einsetzt.
Selbstbeschreibung von Lernen aus der Geschichte: „Das Bildungsportal 'Lernen aus der Geschichte' richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer, außerschulische Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der historisch-politischen Bildung sowie an alle, die sich für die Gestaltung zeitgemäßen Lernens über die Geschichte des 20. Jahrhunderts interessieren.” Das Bildungsportal ist ein Projekt des Vereins "Agentur für Bildung, Geschichte und Politik e.V."
Zu dem kontroversen Begriff der „Neuen Rechten” wird folgende Einordnung vorgenommen: „Der Begriff 'Neue Rechte' ist sehr vielfältig und eine genaue Zuordnung unklar. In diesem Beitrag liegt der Fokus auf der 'Identitären Bewegung', die sich unter der Selbstbezeichnung ‘Neue Rechte’ vom Nationalsozialismus abgrenzen möchte, um über ihre extrem rechten Inhalte hinwegzutäuschen”. Hier finden sich weitere Erklärungen und Einordnungen zu dem Begriff, den Akteur*innen und ihren Strategien.
Die im Familismus Frauen zugewiesene Rolle wird im Artikel ausführlich analysiert. In diesem Kontext wird auch thematisiert, dass teilweise Frauen selbst als Teil der Identitären Bewegung diese Narrative unterstützen und verbreiten. Ergänzend hierzu bietet es sich an, sich mit dem Phänomen der „tradwives" auf Social-Media-Plattformen auseinanderzusetzen.